Pilot-Projekt Wannenbeete Teil 2

In unserem Newsletter 2017-1 und auf der Homepage haben wir dieses Pilot-Projekt angekündigt und beschrieben. Diesmal berichtet unser Vereinsmitglied Simon Häglsperger über die Errichtung der ersten Wannenbeete in Umoja.

10. April 2017:
Simon Häglsperger mit Sohn und Bruder nach der Landung auf dem Airstrip in der Nähe von Umoja und Abholung durch Tom Lolosoli:
Ankunft

Ankunft in Umoja und Begrüßung durch Rebecca Lolosoli und einige der Dorffrauen.
Begruessung

Danach wurden das Dorf, das Gewächshaus und der Sack-Garten besichtigt sowie die bereits beschafften und gelagerten die Materialien für die anzulegenden Wannenbeete, z.B. die Folien, fruchtbare rote Vulkanerde aus Meru sowie die Rohre und sonstige Materialien. Diese sind möglichst diebstahlsicher im kleinen Dorfmuseum gelagert.
Material

Dann wurde der Platz für das Demo-Wannenbeet inspiziert.
Inspektion Beetplatz

Am 11. April 2017 fand zunächst ein Workshop statt, in dem der Bau eines Wannenbeetes erklärt wurde.
Workshop
Workshop2

Anschließend ging es an die Umsetzung:
Sandschicht aufbringen, Rohrsystem verlegen und Folie auslegen. Kieselsteine auf Folie verteilen.
Sandschicht

Kiesel

Alle helfen mit, schauen und lernen, wie es gemacht wird. Learning by doing!
Lernen

Beet fertig

Nun ist auch der Tank angeschlossen für das Wasser-Recycling-System.
Zwei große Beete haben wir in Umoja gebaut und auch getestet, ob die Be- und Entwässerung einwandfrei funktioniert.
Tank

Beim Bau der Beete waren Bewohner umliegender Dörfer sowie zwei Vertreter der lokalen Regierung von Samburu County anwesend, denen das Konzept sehr gut gefallen hat. Es wurden auch gleich die benötigten Materialien, Folien und Kunststoffrohre an die umliegenden Dörfer verteilt, damit dort ebenfalls Wannenbeete angelegt werden können.
Die Vertreter der Bezirksregierung nahmen regen Anteil am Geschehen und waren begeistert.
Regierungsvertreter

Am 12. und 13. April 2017 wurde das Pilot-Projekt überregional vorgestellt.

Auf Einladung und auf Kosten der Bezirksregierung „County Government of Samburu“ fuhren wir mit Tom Lolosoli ins Great Rift Valley, die Samburu Highlands und zur 230 km entfernten Bezirkshauptstadt Maralal, um dort ebenfalls Workshops abzuhalten.
Auf Initative von Rebecca, die mit anderen Frauengruppen in Wamba (Geburtsort von Rebecca) und Maralal vernetzt ist, soll das Wissen zum Bau von Wannenbeeten auch überregional im Samburu-Distrikt vermittelt werden.
Die ebenfalls an dem Pilot-Projekt beteiligte Abteilung für Kultur, Gender und Soziale Dienste der Bezirksregierung, vertreten durch Chief Officer Lilian Balanga und den Director of Culture Samburu County Government, Daniel Lempushuna, zeigte sich überwältigt von den gewaltigen Fortschritten der Umoja Uaso Women Group und bezeichnen das Frauendorf Umoja als die erfolgreichste Frauengruppe in Nord-Kenia.

Zusammenfassung:
Bei der Zusammenarbeit mit den Frauen von Umoja war sofort deutlich zu erkennen, wie fleißig, wie kräftig und klug sie sind. Nichts wünschen sie sich mehr als die Chance, durch eigene Arbeit die Lebenssituation für ihre Kinder und sich selbst zu verbessern und nicht dauerhaft auf Unterstützung angewiesen zu sein.

Bei den Arbeiten vor Ort stellte sich heraus, dass sinnvolle Verbesserungsmöglichkeiten bestehen bezüglich der Auswahl der Materialien, Folien und Kunststoffzisternen. Der Vorplatz unserer Unterkunftshütten im Camp war eine Betonterrasse. Die Wege zwischen den Hütten sind betoniert und während unseres Aufenthalts waren junge Männer dabei, eine Zisterne zu mauern. Beton ist also genügend vorhanden und wie wir erfahren haben auch viel billiger als die Folien und Kunststoffzisterne, die wir verbaut haben. Deshalb kamen wir zu folgenden Überlegungen:

1. Die Folienbeete haben den Vorteil der Wassereinsparung, jedoch sind Folien auch teuer und sehr empfindlich. Das Hacken der Pflanzen oder der Austausch der Pflanzerde muss sehr vorsichtig durchgeführt werden. Zudem ist die Haltbarkeit der Folien begrenzt.
2. Beton ist in Umoja als Baumaterial relativ günstig und es wäre ein großer Vorteil, künftig sowohl die Beete als auch die Zisternen daraus zu bauen. In Europa haben alle Gewächshäuser einen Betonboden, wenn auch nicht unser Bewässerungssystem. Das ließe sich aber in Kenia problemlos integrieren, weil dort das Bewässerungssystem
nicht durch Frostschäden (wie bei uns) zerstört werden kann.
3. Betonwannen halten ewig, sind einfach auszubessern falls sich kleine Risse bilden, und vor allem kann die Pflanzerde nach jeder Ernte einfach aufbereitet oder ausgetauscht werden. Solche Wannenbeete aus Beton sind einfach zu bauen. Genügend Platz für weitere Beete ist in Umoja vorhanden und diese könnten das Dorf und die Schule mit ausreichend Gemüse versorgen. Darüber hinaus wäre der Verkauf der Überproduktion eine weitere Verdienstmöglichkeit für die Bewohner von Umoja.

Diese Optimierung des Pilot-Projektes wurde beschlossen und nun gilt es, darauf Schritt für Schritt weiter aufzubauen.

Die Bewohner von Umoja und im Samburu-Distrikt sind Nomaden und keine Maurer und keine Gärtner. Die indigenen Volksstämme im Norden Kenias befinden sich derzeit im Umbruch. Die Jahrhunderte alte traditionelle Lebensweise als Nomaden funktioniert aufgrund des Klimawandels und anderer Faktoren nicht mehr, aber die Strukturen für einen neuen Lebensstil im 21. Jahrhundert mit gesicherten Einkommensmöglichkeiten sind nicht gegeben. Es ist im wahrsten Sinne des Wortes ein ständiger Kampf ums Überleben.

Jeder Handwerker weiß, dass Auszubildende viele Male mitgeführt werden müssen, bis sie selbständig arbeiten können, auch bei noch so einfach erscheinenden Tätigkeiten. Schnell habe ich erkannt, dass bei diesem Pilot-Projekt weitere Anleitung und Ausbildung erforderlich ist. So entstand bei uns der Eindruck, dass wir mit unserer Abreise die Menschen dort im Stich lassen!

Es bestärkte aber gleichzeitig unseren Willen, die Frauen von Umoja und die Menschen in der Samburu-Region weiter zu begleiten und das Pilot-Projekt zu einem beispielhaften Vorzeigeprojekt zu entwickeln.
Wir bleiben am Ball und werden zu gegebener Zeit über die weitere Entwicklung berichten.

Simon Häglsperger


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