Unter dem Titel „Eine Pflanze Hoffnung“ fand in der Stadtbücherei die Lesung mit Vortrag statt. VeranstalterInnen waren die Gleichstellungsstelle der Stadt Grevenbroich in Kooperation mit dem
Freundeskreis Umoja e.V. und in Zusammenarbeit mit Tatort-Straßen der Welt e.V.
Den zahlreichen, sehr interessierten Besuchern wurde durch die Gleichstellungsbeauftrage der Stadt Grevenbroich, Andrea Heinrich, zunächst Rebecca Lolosoli vorgestellt. Anschließend las sie dann Passagen aus dem Buch „Mama Mutig“. Die Lesung vermittelte dem Publikum eindringlich, wie die Lebenswirklichkeit der Samburu-Frauen in Kenia ist. Dann konnten die Besucher in einen direkten Dialog mit Rebecca treten und vieles noch hinterfragen. Besonders die Themen Frauenrechte und Genitalverstümmelung wurden ausgiebig diskutiert und viele der BesucherInnen waren erschüttert ob der archaischen Traditionen. Tief beeindruckt war das Publikum von dem Mut und dem unermüdlichen Kampf von Rebecca Lolosoli, in ihrer Heimat einen kulturellen Wandel zu bewirken.
Nach nun 27 Jahren trägt die Arbeit von Rebecca erstmals Früchte und sie konnte berichten, dass so langsam ein Umdenken erfolgt. Vor allem die in Umoja aufgewachsenen jungen Männer kämpfen nun gemeinsam an der Seite ihrer Mütter und diese seien alle sehr stolz auf ihre Söhne.
Besonders erwähnte Rebecca das vom Freundeskreis Umoja initiierte P+7-Projekt für Klassenpatenschaften, wobei speziell Mädchen aus mittellosen Familien der Schulbesuch ermöglicht wird. Dafür müssen sich die Eltern vertraglich gegenüber der Schule verpflichten, auf Genitalverstümmelung, Früh- und Zwangsverheiratung zu verzichten. Alleine die Tatsache, dass viele Eltern dazu bereit sind, ist ebenfalls als Durchbruch zu bezeichnen.
Einige der Anwesenden erklärten sich spontan bereit, eine Patenschaft für den Einschulungsjahrgang 2018 zu übernehmen.
Nach einer kurzen Pause wurde dann anhand der Präsentation „Eine Pflanze Hoffnung“ die Projektarbeit des Freundeskreis Umoja detailliert vorgestellt. Rebecca berichtete, wie sehr der Brunnenbau das Leben der Frauen und Kinder verändert und zu einer enormen Verbesserung geführt hat. Durch die gesicherte Wasserversorgung sei nun auch der Anbau von Gemüse möglich und auch viele andere Projekte würden davon profitieren.
Als Nomadenvolk seien die Samburu nicht mit dem Anbau von Obst und Gemüse vertraut und müssten dies erst Schritt für Schritt erlernen. Die Frauen und Kinder seien aber mit großer Begeisterung bei der Sache. Den Kindern würden vor allen Dingen die großen, saftigen Wassermelonen schmecken. Außerdem erwirtschafte man bereits Überschüsse, die man an die lokale Bevölkerung verkaufen könne und damit ein kleines Zusatzeinkommen erwirtschaftet. Das Geld wird für die Dorfgemeinschaft angespart als Notfallhilfe. An völlig mittellose Familien aus den Nachbardörfern wird allerdings Wasser und Gemüse kostenlos abgegeben.
Obwohl Rebecca Lolosoli durch einen heftigen grippalen Infekt beeinträchtigt war, schilderte sie dennoch mitreißend, was sich durch die Hilfe und Unterstützung aus Deutschland im Frauendorf und bei der dorfeigenen Schule alles verbessert hat und wie die Menschen diese Hilfe zur Selbsthilfe mit großer Dankbarkeit und Enthusiasmus annehmen.
Es war ein beeindruckender Abend, der deutlich machte, wie wertvoll Hilfe sein kann, wenn sie direkt vor Ort ankommt.
In der 2-jährigen Vereinsgeschichte konnten wirklich bahnbrechende Projekte im Frauendorf Umoja umgesetzt werden, ein Beweis, wie effektiv Entwicklungszusammenarbeit sein kann und das jeder etwas tun kann, um die Welt ein bisschen besser zu machen.
Rebecca bedankte sich abschließend im Namen der Frauen und Kinder von Umoja bei den Besuchern und bat darum, das Frauendorf Umoja auch weiterhin zu unterstützen.
v.l.n.r. Rebecca Ende, Andrea Heinrich, Rebecca Lolosoli, Waltraud Sarna, Ise Stockums
Text: Ise Stockums, Fotos: Doris Seffern
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