Telefonat mit Rebecca Lolosoli am 25.10.2015
Am 25.10.2015 konnte ich Rebecca Lolosoli telefonisch kurz erreichen und sie berichtete, dass sie und ihr Sohn Tom alles versuchen, um die Region zu befrieden.
Tom sei unermüdlich damit beschäftigt Hilfsgüter für die betroffene Bevölkerung zu organisieren und nimmt an vielen Meetings teil.
Rebecca sagte, dass die Situation sich leicht entspannt hätte, aber unter den Umoja-Frauen und der Bevölkerung aus den umliegenden Dörfern noch große Angst vor weiteren Überfällen herrscht, und sie deshalb noch nicht wieder permanent in die Dörfer zurück kehren.
Rebecca hat veranlasst, dass der Schulbetrieb in Umoja tagsüber wieder aufgenommen wurde, um so den Kindern einen vertrauten Tagesablauf zu geben und sie zu beschäftigen.
Außerdem werden die Kinder dort notdürftig mit etwas Essen versorgt.
Rebecca erwähnte, dass das Rote Kreuz Hilfsmittel verteilt, aber soweit ich das verstanden habe, keine Lebensmittel. Rebecca versucht die Spendenmittel so effizient einzusetzen, dass alle Dorfbewohnerinnen und die Kinder wenigsten einmal täglich eine Mahlzeit erhalten.
Auch macht sich Rebecca Sorgen wegen der ausbleibenden Touristen, denn dadurch haben die Frauen keine Einkommensmöglichkeiten. Die Bezahlung der Lehrer ist somit auch nicht abgesichert!
Spenden sind also weiterhin sehr willkommen, um die ärgste Not zu lindern und den so wichtigen Schulbetrieb aufrecht zu erhalten.
Ise Stockums, 25.10.2015
Lagebericht 26. Oktober 2015 von Tom Lolosoli an Ise Stockums.
Übersetzung des unten stehenden Originaltextes.
Liebe Ise,
seit Wochen schlafen die Umoja-Frauen nicht in ihren Hütten in Umoja wegen der unsicheren Lage. Sie gehen jeden morgen nach Umoja und kehren vor Einbruch der Dunkelheit nach Archer’s Post zurück. Das Dorf liegt direkt am Waso-Fluss und die Frauen befürchten, dass die Banditen von Isiolo kommend den Fluß überqueren und sie dann die ersten Ziele für Attacken sind.
Diese gewaltsame Verdrängung beeinträchtigt das tägliche Leben und die Einkommensmöglich-keiten. Dort wo die Frauen nachts schlafen herrscht drangvolle Enge, weil auch viele andere vertriebene Menschen aus den Dörfern rund um Archer’s Post ebenfalls hier Schutz suchen. Dort sind sie dann möglichen Krankheiten, wie zum Beispiel einem Cholera-Ausbruch, Tuberkulose oder anderen übertragbaren Krankheiten ausgesetzt.
Vor zwei Wochen ist es mir gelungen das Rote Kreuz zu bewegen für 620 entwurzelte Familien, wobei durchschnittlich 5 Familienmitglieder zugrunde gelegt wurden (3.100), die notwendigsten Dinge bereitzustellen, wie z.B. Planen, Koch- und Essensgeschirr, Seife, Decken, Moskitonetze, Wasserkanister und bestückte Kulturbeutel für Frauen und Männer.
Derzeit ist es relativ ruhig weil Führungspersönlichkeiten, Unterstützer und Interessengruppen sich zusammengetan haben, um friedensstiftende Maßnahmen durchzuführen um z.B. eine Waffenruhe
zu erreichen.
(Anmerkung: Eine große Versammlung dieser Gruppen fand auf Initiative von Tom Lolosoli bereits kurz nach dem Überfall am 26.9.2015 statt und Tom arbeitet ständig – gemeinsam mit seiner Mutter Rebecca – für den Frieden in der Region).
Man kann noch keine endgültigen Schlüsse ziehen und es bleibt, die weitere Entwicklung zu beobachten, da derartiges nie zuvor in der Region Archer’s Post passiert ist und es hoffentlich auch das letzte mal sein wird.
National Cohesion & Intergration Commission (NCIC), vertreten durch den Vorsitzenden und ehemaligen Sprecher der Nationalversammlung, Herr Francis Ole Kaparo, hat kürzlich, vom 21.bis 23. Oktober 2015 die beiden Stämme zusammengebracht, um Wege aufzuzeigen die zu Frieden führen und es wurde eine 22 Punkte-Erklärung für ein Friedensabkommen erarbeitet.
Beigefügt sind einige Fotos, die die vertriebenen Familien zeigen – unter denen auch Frauen aus Umoja sind, sowie die Ausgabe der Hilfsgüter durch das Rote Kreuz vor der CITAM Kirche, wo die Umoja Frauen nachts Zuflucht suchen.
Danke
Tom Lolosoli
Dear Ise
For weeks Umoja Women have not slept in their homes because of insecurity. They have been resuming in the morning and departing at 5 PM before dusk. Umoja is near Waso River and they fear if bandits from Isiolo cross over, they would be among first targets.
This displacement affects their day to day lives and income generation. Also where they sleep is crowded with other internally displaced people from other areas of Archer’s Post exposing them to diseases like cholera outbreak, TB and other communicable diseases.
Two weeks ago, I reached out to Red Cross to supply 620 families with basics like tarpaulin, cooking and eating utensils of a family of five averagely, bar soaps for hygiene, blankets, mosquito nets, water jerricans and women and men sanitary bags.
There is relative calm as leaders, conservation and peace stakeholders have stepped in running peace causes calling for cease fire, peace declaration among other sorts of efforts.
You can’t make conclusions now but it is subject to monitoring, this had never happened before in Archer’s and hopefully this will be the last.
National Cohesion & Integration Commission ( NCIC) led by its Chair and former Speaker of National Assembly Mr. Francis Ole Kaparo recently brought the two communities together to chart a way forward for peace that took 3 days from 21st-23rd Oct 2015 where a 22 point declaration was made for peace accord.
Attached find a few pictures of displaced families of which Umoja Women are among and Red Cross distribution at CITAM Church where Umoja Women seek refuge at evenings.
Thanks
Tom Lolosoli
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