Ein indigener Volksstamm
Die Samburu leben nördlich vom Äquator in der Rift Valley Provinz in Nord-Kenia.
Ethnisch gehören die Samburu zu den nilotischen Stämmen Ostafrikas und sind enge Verwandte der Massai (Vettern).
Gemeinsam mit den Massai- und Turkana- Stämmen gehören sie zu den sehr wenigen afrikanischen Eingeborenenstämmen, die ihre kulturelle Authentizität behalten haben und immer noch an ihrem traditionellen Lebensstil festhalten.
Die Kleidung ist der der Massai sehr ähnlich und es ist oft schwer, zwischen den beiden Stämmen zu unterscheiden. Beide, Männer und Frauen, tragen farbenfrohe traditionelle Umhänge, die lose um den Körper gewickelt werden.
Die Samburu gelten als noch traditioneller und abgeschiedener als ihre Massai-Verwandten.
Sie haben sich ihre authentische Kultur dadurch erhalten, dass sie ihre an ihren überlieferten Traditionen festhalten und mehr oder weniger moderne Trends und Lebensweisen ablehnen. Deshalb tragen viele Samburu ihre sehr farben-freudige traditionelle Kleidung voller Stolz, während andere moderne, westliche Kleidung und Schmuck tragen, die sie nicht mehr unterscheidbar von anderen kosmopolitischen Einwohnern macht.
Sogar während der britischen Kolonialzeit galt die Samburu-Region als wenig attraktiv und es gab nur einige verstreute Militärposten und Kasernen. Deshalb wurde der normale Lebensstil der Samburu nicht so stark britisch beeinflusst wie das Leben der Bevölkerung in anderen Teilen Kenias.
Die Geschichte der Samburu
Historisch betrachtet, ist die Geschichte der Samburu eng verflochten mit der anderer nilotischer Stämme in Kenia.
Es ist überliefert, dass die Samburu ursprünglich aus dem Sudan kamen und sich nördlich des Mount Kenya und südlich des Turkana-Sees aufgehalten haben. Nach ihrem Eintreffen in Kenia im 15. Jahrhundert trennten sich die Wege von denen der Massai, die weiter südlich zogen, während die Samburu nördlich wanderten.
Wie die Massai sind die Samburu ein nomadischer Hirtenstamm. Rinder ebenso wie Schafe, Ziegen oder Kamele sind von höchster Wichtigkeit in der Samburu-Kultur und für die Lebensweise. Das Überleben der Samburu ist in höchstem Maße abhängig von ihren Viehherden. Dabei sind ihre Herden mehr als Vieh, sie sind Teil ihrer Kultur. Als nomadisches Hirtenvolk wandern sie von einem Ort zu anderen und folgen den Regenfällen auf der Suche nach frischem Weideland und Wasser für ihre „lebenden Vorräte“. Sesshaftigkeit und jede Art von Landwirtschaft wird von den Samburu verpönt.
Die Sprache der Samburu
Genauso wie die Massai, sprechen die Samburu die Maa-Sprache. Aber obwohl sie sich den Wortschatz teilen, sprechen die Samburu viel schneller. Sie haben eine sehr starke mündliche Überlieferung über ihre eigene Geschichte und Traditionen, die mittels Erzählungen und Rätseln weitergegeben werden.
Die faszinierenden Sagen werden den Kindern des Stammes erzählt, wenn sie in ihren Hütten um die knisternden Feuerstellen sitzen oder aber unter mondhellem Sternenhimmel um ihre Hütten in den trockenen Ebenen.
Diese magischen Erzählungen wirken sehr beeindruckend auf die Sinne und übertragen so den Respekt für das Land, die Tiere, die Älteren und Vorfahren auf die nächste Generation.
Samburu Kalender/Zeitrechnung
Der Samburu-Kalender dient zur Bestimmung der Jahreszeiten, Zeiten der Dürre, der Rituale und der Regenzeiten. Die Älteren des Stammes haben ein mystisches Wissen über diese Dinge und können ganz ohne Kalender die genauen Zeiten für jede Aktivität benennen. Einige Familien, die solche Vorhersagen treffen können, werden vor der Planung von wichtigen Ereignissen konsultiert.
Die Samburu Population
Bei einer Volkszählung im Jahre 1989 betrug die Bevölkerung des Samburu-Distriktes 108.834 Einwohner. Heute sind es etwa 360.000 Menschen.
Der Samburu Bezirk
Der Bezirk umfasst eine Fläche von 21.022,3 km² und grenzt an vier andere Bezirke an, und zwar: Marsabit in Norden und Nordosten, Isiolo im Osten, Turkana im Westen und Nord-Westen, Laikipia und Baringo im Südwesten.
Das Klima
Der Äquator teilt Kenia in 2 fast gleich große Teile. Die Region nördlich des Äquators ist heiß und es fällt sehr wenig Regen. Der Samburu-Distrikt fällt in diese trockene und wasserarme Halbwüste, charakterisiert durch Hitze und Dürre. Die Temperaturen liegen zwischen 24°C und 33°C und von Juli bis Mitte August wehen sehr starke Winde.
Die traditionelle Samburu Kultur
Obwohl die Samburu weniger bekannt sind als ihre Maasai-Verwandten, haben sie eine ebenso komplexe und faszinierende Kultur. Die Samburu sind beides; stolz und Schützer ihrer Kultur und des angestammt Landes, mit dem sie sich eng verbunden fühlen. Als halbnomadisches Hirtenvolk müssen sie alle 5 bis 6 Wochen die Weidegründe wechseln, damit ihre Herden genug zu fressen haben.
Ihre Hütten werden aus Holzpfählen und Lehm gebaut und mit Fellen und Grasmatten abgedeckt. Eine Dornenhecke wird zum Schutz vor wilden Tieren um die Hütten angelegt. Diese Siedlungen nennt man „Manyattas“. Die Hütten sind so konstruiert, dass sie leicht abgebaut und transportabel sind, wenn die Samburu ihre Weidegründe wechseln müssen.
Traditionelle Samburu-Siedlungen sind oft an Orten mit großer geografischer Schönheit positioniert, meist an Aussichtspunkten mit spektakulärem Ausblick.
Diese ästhetischen Wertschätzungen der Schönheit sind ein wichtiger Bestandteil der Samburu-Überzeugungen und zeigt sich auch dadurch, dass sie sehr viel Wert auf ihr Aussehen und ihren Schmuck legen. Die traditionelle Samburu-Frauentracht besteht aus einem markanten roten Tuch, das wie ein Rock um den Körper gewickelt wird (genannt Shukkas) und einer weißen Schärpe. Diese Tracht wird verschönert durch viele bunte Perlenketten, Ohrringe und Armbänder.
Männer und Frauen tragen Schmuck, obwohl er ausschließlich durch die Frauen in Handarbeit gefertigt wird.
Die Samburu schminken auch ihre Gesichter mit markanten Mustern, die ihre Gesichtszüge betonen.
Nachbarstämme bewundern die Schönheit der Samburu und nennen sie deswegen auch “Schmetterlinge”. Die Samburu bezeichnen sich selbst als „Loikop”.
Im Gegensatz zu den Maasai-Kriegern, die ihren ganzen Körper und die Haare mit ockerroter Paste einreiben, bemalen die Samburu-Krieger ihre Gesichter und Oberkörper mit komplizierten Mustern, betonen die Lidstriche und arrangieren ihre Haare mit aufwändigen Zöpfen und einem markanten Visier auf der Stirn. Die Krieger tragen ebenfalls Shukkas, wobei das rote Tuch um die Hüfte gewickelt und mit einer markanten weißen Schärpe gehalten wird.
Sie färben die Haare ebenfalls mit roter Ockerpaste, während die Frauen beeindruckende, vielfarbige Perlenketten und anderen traditionellen Schmuck tragen.
Die Samburu-Krieger tragen ihre langen Haare in Zöpfen und auch die traditionelle Tracht und unterscheiden sich so von den anderen Männern des Stammes. Diese Feinheit und Schönheit steht im krassen Gegensatz zu ihrem furchterregenden Ruf als Jäger und Kämpfer. Kriegertum und Einweihungsriten bilden das Rückgrat der Samburu-Gesellschaft.
Beschneidung
Die Beschneidung von Jungen und Mädchen ist eines der wichtigsten Rituale für die Samburu.
Für Jungen bedeutet die Beschneidung die Initation als Krieger.
Für Mädchen bedeutet es, eine richtige Frau zu werden. Sobald beschnitten, werden die Mädchen in arrangierte Ehen gegeben, um ihre eigene Familie zu gründen. Leider bedeutet diese Praxis Zwangsverheiratung gegen den Willen der oft erst 12-jährigen Mädchen, die dann mit Männern verheiratet werden, die ihre Großväter sein könnten.
Altersgruppen von Jugendlichen, die gemeinsam initiiert wurden, pflegen lebenslange Freundschaften und Verbindungen.
Diese, durch den Brauch als Olpiroi (Feuerstock) bezeichnete Krieger-Generation ist für die moralische und kulturelle Bildung der nächsten Generation verantwortlich.
So wird der Feuerstock buchstäblich durch die Jahrhunderte weitergegeben als Einrichtung einer Altershierarchie und aus Respekt vor den Traditionen, die die gesamte Samburu-Gesellschaft stärkt und prägt.
Samburu-Clans
Es gibt 8 bedeutende Familien und etwa 17 kleinere Clans; alle in der Erbfolge, der väterlichen Stammeslinie folgend.
Die 8 Clans sind, beginnend mit ihrer Bedeutung von groß nach klein die Lmasula, Lukumae, Lorukushu, Long’eli, Lpisikishu, Loimisi, Ngwesi und Nyaparae.
Paramount-Chiefs
Die Samburu hatten ursprünglich keine „Häuptlinge“, dies wurde erst durch die britische Kolonialverwaltung eingeführt und sie wurden „Paramount-Chief“ genannt, was soviel wie Oberhäuptling bedeutet. Ein Oberhäuptling ist in der englischen Sprache die Bezeichnung für die politischen Führer auf höchster Ebene in einem regionalen oder lokalen Gemeinwesen oder Land.
Bei Dorfversammlungen sitzen die Männer in einem inneren Kreis, erörtern Fragen und treffen Entscheidungen. Frauen können in einem äußeren Kreis sitzen und ihre Meinung äußern, aber die endgültigen Entscheidungen werden ausschließlich von den Männern getroffen.
Alltag
Die Samburu leben in der Regel in Gruppen von 5 bis 10 Familien. Traditionell kümmern die Männer sich um die Herden und sind für die Sicherheit des Stammes verantwortlich. Als Krieger schützen sie den Stamm vor Angriffen durch Mensch und Tier. Sie bilden auch Stoßtrupps, um weiteres Vieh zu erobern. Samburu Jungen lernen schon sehr früh, wie man mit Herden umgeht und sie lernen auch zu jagen.
Samburu-Frauen sind für das Sammeln von Wurzeln und Gemüse sowie Feuerholz, das Holen von Wasser, den Haushalt sowie die Kindererziehung zuständig. Außerdem für den Bau und die Instandhaltung der Hütten. Samburu-Mädchen helfen ihren Müttern schon sehr früh bei den Hausarbeiten.
Die Samburu-Gesellschaft wird von den Männern regiert. Die Macht ist in der Hand der Ältesten; sie treffen alle Entscheidungen und sind auch verantwortlich für Entscheidungen der gesamten Stammesgruppe.
Die Samburu teilen einige Bräuche mit den Maasai, die Gesänge und Tänze sind ähnlich. Wie bei den Maasai sind das Segnen der Herden, die Vorbereitung auf Krieg und eine erfolgreiche Jagd ein Grund zu feiern. Tanzen ist in der Samburu-Kultur sehr wichtig und die Männer tanzen in einem inneren Zirkel, wobei sie aus dem Stand hohe Sprünge machen. Die musikalische Grundlage der Tänze bildet eine rhythmische Melodie, die durch sehr tiefe männliche Stimmen erzeugt wird und dem territorialen Ruf eines Löwen ähnlich ist. Einige Krieger vollführen eine Serie von vertikalen Sprüngen und werden dabei durch die Schreie der anderen Krieger angefeuert.
Traditionell benutzen Samburu keine Musik-Instrumente bei ihren Gesängen und Tänzen. Männer und Frauen tanzen nicht im selben Kreis, aber stimmen ihre Tänze aufeinander ab.
Der Samburu-Perlenschmuck gleicht im Design und Stil im Wesentlichen dem der Maasai. Er wird in Handarbeit von den Frauen gefertigt, aber von Männern und Frauen gleichermaßen getragen.
Samburu-Frauen tragen jedoch nicht die markanten großen Flachhalsketten der Maasai. Stattdessen erhalten sie schon als junge Frauen einzelne Perlenschnüre, die sehr großzügig von Bewunderern, meist jungen Kriegern, verschenkt werden und die im Laufe der Zeit zu dicken Kragen verschmelzen.
In jüngerer Zeit begannen die Samburu auch Kamelherden zu halten und sie als Lasttiere zu nutzen. Die Kunst der Kamelhaltung haben sie vermutlich durch ihre Beziehungen zu den Nachbarstämmen Rendille und Turkana aus dem Norden erlernt.
Milch und Blut sind Grundnahrungsmittel, und manchmal werden die Tiere auch zu besonderen feierlichen Zeiten geschlachtet. Dabei werden bestimmte Fleischstücke und Organe gemäß der Stellung in der sozialen Hierarchie verteilt.
Es muss erwähnt werden, dass Frauen die niedrigste soziale Stellung haben. Das bedeutet, dass sie oft nur die minderwertigen Reste essen dürfen, wenn überhaupt etwas übrig bleibt!
Das Blut der Rinder wird traditionell durch Öffnen der Halsschlagader mit einer Pfeilspitze oder einem Messer gewonnen und anschließend wird die Wunde mit heißer Asche wieder verschlossen. Auch bei der Schlachtung wird das Blut aufgefangen und mit Milch vermischt getrunken.
Die Samburu heute
Schon seit der Kolonialzeit gehört der Samburu-Distrikt zu den wirtschaftlich marginalisierten Bezirken mit schlechter Infrastruktur, schlechtem Gesundheits- und Bildungswesen. Die Wirtschaft im Samburu-Bezirk ist abhängig von den Tieren und der Tierhaltung, wobei sich der Tierbestand und die Verteilung mit der Zeit durch natürliche als auch menschengemachte Katastrophen, wie z.B. Dürre und Krankheiten, verändert hat. Wie viele traditionelle Stämme, stehen die Samburu unter dem Druck ihrer Regierung, um sich in festen Dörfern niederlassen. Sie sind aber immer noch äußerst zurückhaltend, dies zu tun, da offensichtlich durch eine dauerhafte Siedlung ihre gesamte bisherige Lebensweise zerstört wird. Die Gegend, in der sie leben, ist sehr trocken und es ist äußerst schwierig, in festen Siedlungen durch den Anbau von Pflanzen einen permanenten Lebensunterhalt zu sichern.
Es bedeutet, dass das Überleben der Samburu von anderen abhängig wird. Dies ist eine herzzerreißende Situation für die stolzen Samburu. Seit Status und Reichtum in der Samburu-Kultur gleichbedeutend mit der Menge an Rindern ist, die man besitzt, ist eine sesshafte landwirtschaftliche Lebensweise nicht im Geringsten attraktiv. Das ist durchaus verständlich, da es fast unmöglich ist, etwas auf den abgelegenen und dürren Flächen anzubauen. Das Fehlen einer angemessenen Wasserversorgung verschärft diese Situation noch zusätzlich. Samburu Familien, die gezwungen wurden sich anzusiedeln, schicken ihre erwachsenen Männer oft in die Städte, um dort als Wächter zu arbeiten. Dies ist eine Form der Beschäftigung, die sich natürlich aufgrund ihres guten Rufs als Krieger entwickelt hat.
Zu Beginn des 21. Jahrhundert führen die Samburu neben der Tierhaltung und dem Viehhandel wirtschaftlich und kulturell ein äußerst vielfältiges Leben.
Man findet sie als Lehrer, im Büro und anderen Jobs sowie beim Handel mit sonstigen Waren. Tourismus ist ein weiterer Weg, um Einkommen zu erzielen und als Tourist lohnt es sich, dort einige Zeit zu verbringen, um mehr über die Samburu und ihre faszinierende Kultur zu erfahren. Der beste Weg, dies zu tun ist, Urlaub auf einer Lodge im Samburu-Distrikt zu machen – oder noch besser und authentischer auf dem Campingplatz des Frauendorfes Umoja, um damit die Frauen des Dorfes und ihre Kinder zu unterstützen.
Kontakt zum Frauendorf Umoja : E-Mail: reservation@umojawomen.or.ke oder Rebecca Lolosoli
Telefon: 00254 – 721 – 659 717
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Quellen: www.samburucouncil.com; www.kenya-information-guide.com, Wikipedia und Tom Lolosoli
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